Sich beruflich neu zu orientieren, den Arbeitsbereich zu verändern und etwas ganz anderes zu tun als bisher, ist ein großer Einschnitt. Manchmal ein gewünschter, manchmal ein nötiger, weil das bisherige Berufsbild ausstirbt. Wir zeigen in diesem Artikel die wichtigsten Anzeichen, an denen du erkennst, dass eine berufliche Neuorientierung für dich Sinn macht.

Status quo der beruflichen Zufriedenheit

Blicken wir einmal auf Studien zur Jobzufriedenheit der Deutschen, zeigt sich ein insgesamt positives Bild. Eine repräsentative Forsa-Studie, die im Auftrag von XING durchgeführt wurde, ergab, dass rund 85 % der Deutschen grundsätzlich zufrieden mit ihrem Job sind. Dennoch: 15 % sind es nicht und gerade bei den unter 40-Jährigen finden sich viele, die über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken. Dabei ist der Arbeitgeberwechsel eine eher sanfte Variante der beruflichen Veränderung. Vom Wechsel bis zum kompletten beruflichen Neustart gibt es zahlreiche Stufen, die eine Veränderung bedingen. So kannst du zum Beispiel von kleinen Veränderungen im Berufsalltag bis hin zum kompletten Quereinstieg in eine andere Branche Veränderung auf ganz unterschiedlichen Wegen angehen. Möglicherweise stehst auch du gerade vor der Frage, wohin es dich beruflich in Zukunft führen wird. Wir möchten dir eine Orientierungshilfe mit auf den Weg geben und zeigen dir nun die stärksten Anzeichen, die für einen beruflichen Neuanfang sprechen.

Der Job macht keinen Spaß mehr

Szenario 1 und einer der häufigsten Gründe für eine berufliche Veränderung ist zunehmende Lustlosigkeit, fehlende Motivation und Unzufriedenheit im Job, weil die Arbeit einfach keine Freude mehr macht. Besonders bei sehr langen Arbeitsverhältnissen findet sich dieser Grund häufig. Manches Mal sprechen Experten gar von einer Job-Midlife-Crisis – ein Phänomen, das sich vor allem bei Menschen in der Mitte ihrer erwerbstätigen Jahre findet. Sind sie erst einmal 20 Jahre im Beruf und haben noch 20 weitere vor sich, stellen sich viele folgende Sinnfragen:

Wenn dich solche Fragen in deinem Alltag immer öfter beschäftigen, ist dies ein deutliches Anzeichen dafür, dass du über eine berufliche Veränderung nachdenken sollten. Ob diese lediglich bedeutet, den Arbeitgeber zu wechseln, mithilfe einer Weiterbildung neue Aufgabengebiete und Verantwortungsbereiche zu erschließen oder eine komplette Umschulung in einen bisher fremden Arbeitsbereich zu machen, steht dir frei. Keinen Spaß mehr an den täglichen Aufgaben zu haben, ist aber immer ein Anlass, um etwas zu verändern. Egal, ob du noch fünf, 15 oder 25 Jahre im Job vor dir hast. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Jobwechsel auch ein Berufswechsel wird – entscheidend ist, was Du konkret zu dieser Zeit willst.

Ein Kindheitstraum will gelebt werden

Ein Kindheitstraum will gelebt werden

Oft parallel zur Job-Midlife-Crisis ploppen fast vergessene berufliche Träume wieder auf und verlangen nach Aufmerksamkeit. Menschen treiben folgende Fragen und Zweifel um:

Erkennst du dich wieder? Dann überprüfe gerne, ob du einen nicht gelebten Kindheitstraum in dir trägst und es genau jetzt an der Zeit ist, diesen beruflich zu verwirklichen. Denke daran, dass in vielen Berufen auch Quereinsteiger herzlich willkommen sind.

Das Geld reicht nicht

Dein Gehalt hängt nicht nur von deiner beruflichen Position, sondern auch von der Branche, in der du arbeitest, ab. Ein klassisches Beispiel ist der soziale Bereich, denn hier werden deutlich niedrigere Löhne gezahlt als im technischen Umfeld. Auch ein geringes Einkommen kann also Grund für eine berufliche Neuorientierung sein. Und auch hier gibt es wieder unterschiedliche Möglichkeiten, diese Veränderung umzusetzen: Vom Branchenwechsel über einen kompletten Berufswechsel bis hin zur Weiterbildung, die für eine besser bezahlte Position qualifiziert, stehen dir viele Wege offen.

Arbeitsbedingungen sind schlecht

Fehlt dir in deinem Job die Flexibilität? Möchtest du mehr Zeit mit deiner Familie verbringen, kannst dies mit deiner beruflichen Position aber nicht vereinbaren? Fehlt dir Anerkennung deines Chefs und damit die Motivation, täglich dein Bestes zu geben? Es gibt viele Menschen, die sich beruflich verändern, weil die Arbeitsbedingungen schlecht oder nicht flexibel genug sind. Ein Beispiel dafür ist unser ehemaliger Teilnehmer Thomas Kison, der uns hier seine Geschichte erzählt hat. Wenn du die gewünschten Arbeitsbedingungen in deinem aktuellen Unternehmen nicht auf anderem Wege erreichen kannst, lohnt es sich, über eine berufliche Neuorientierung nachzudenken.

Der Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun

Der Traum der Selbstverwirklichung äußert sich nicht nur in der boomenden Branche der Persönlichkeitsentwicklung, sondern hat auch großen Einfluss auf den Beruf. Einer Arbeit nachzugehen, die als sinnvoll und wertstiftend angesehen wird, spielt für immer mehr Menschen eine große Rolle. Gerade in der Digitalisierung verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben und der Wunsch nach mehr Sinn des eigenen Tuns wird immer seltener auf den Feierabend verschoben. Wenn du dir eine der folgenden Fragen häufig stellst, deutet viel darauf hin, dass du dich beruflich neu orientieren möchtest, um deinem Arbeitsleben mehr Sinn zu geben. Die Entscheidung ist in deinem Unterbewusstsein dann meist schon gefallen. Lediglich die Angst vor Veränderung hemmt dich noch.

Der Beruf hat keine Zukunft

Nicht jeder hat einen Job, der zu den aussichtsreichsten Berufen mit Zukunft gehört. Gerade Berufe unterhalb der Ebene eines Facharbeiters sterben auf lange Sicht möglicherweise komplett aus, weil die Aufgaben von Maschinen übernommen werden. Wenn du dich fragst, ob deine Stelle in Zukunft noch gebraucht wird oder ob sich dein Job auf der Liste der aussterbenden Berufe befindet, kannst du dies rechtzeitig überprüfen. Die Agentur für Arbeit gibt auf dieser Seite eine hilfreiche Erklärung zum Substituierbarkeitspotenzial verschiedener Berufe und zum Strukturwandel des Arbeitsmarktes.

Die Gesundheit verlangt eine berufliche Neuorientierung

Auch deine gesundheitliche Situation kann dafür sorgen, dass eine berufliche Veränderung nötig wird. Kannst du aufgrund einer Krankheit nicht mehr in deinem bisherigen Job arbeiten, gibt es die Möglichkeit einer Umschulung. Lass dich in diesem Fall unbedingt von deinem Arzt beraten, um einen Beruf zu finden, dem du in Zukunft bedenkenlos nachgehen kannst.

Berufliche Neuorientierung umsetzen

Berufliche Neuorientierung umsetzen

Trifft einer der sieben genannten Gründe für eine berufliche Neuorientierung auf dich zu? Dann hast du nun alle Chancen, die anstehende Veränderung bestmöglich anzugehen. Wichtig sind die folgenden Schritte:

  1. Beruflicher Status-quo

Wo stehst du? Welche Ausbildung hast du? Was sind deine Qualifikationen? Definiere am Anfang einmal den Status quo deiner eigenen Berufstätigkeit.

  1. Grund für Neuorientierung herausfinden

Den Grund für einen beruflichen Wechsel hast du möglicherweise soeben herausgefunden. Führe dir vor Augen, was dein Anlass ist, etwas zu verändern. Denn dieser Anlass hat direkte Auswirkungen auf den nächsten Schritt. Suchst Du nach neuen Herausforderungen? Fühlst Du dich bei deinem bisherigen Arbeitgeber als Arbeitnehmer nicht genug wertgeschätzt? Passen Arbeitsbedingungen oder Gehalt nicht oder siehst Du keine Perspektiven, deine Karriere im aktuellen Job voranzubringen?

  1. Berufliches Ziel definieren

Je nachdem, was der Anlass für die berufliche Neuorientierung ist, fällt das Ziel anders aus. Treibt dich beispielsweise das geringe Gehalt zu einem neuen Job, sollte dein Ziel sein, in eine Branche und Position mit deutlich höherem Lohnniveau zu gelangen. Sind gesundheitliche Gründe der Auslöser, musst du zunächst überprüfen, in welche Richtung ein neuer Anfang überhaupt führen darf, um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen und erneut einen Job mit hoher gesundheitlicher Belastung anzusteuern. Prüfe außerdem deine bisherigen Erfahrungen. Mitunter haben sich auch in deinem aktuellen Job bereits neue Perspektiven eingenommen und können sich aufgrund dieser einen bestimmten Job vorstellen. Welche Berufsfelder interessieren dich persönlich und wo siehst Du eine Perspektive für die Zukunft?

  1. Route planen

Sobald dein Ausgangspunkt und dein Ziel feststeht, kannst du den Weg von A nach B konkreter planen. Möchtest du in eine bestimmte Branche wechseln? Dann lohnt es sich, bereits frühzeitig erste Kontakte in diese Branche aufzubauen. Brauchst du für deine neue berufliche Tätigkeit eine bestimmte Qualifikation? Dann erwirb diese auf dem Weg der Umsetzung. Nur wenn du weißt, wo du startest und wohin du möchtest, bist du in der Lage, eine erfolgversprechende Route zu planen.  Es kann sich auch lohnen, sich im eigenen Unternehmen einmal umzusehen. Vielleicht gibt es dort andere Berufsfelder, die dich mehr interessieren? Dann versuche es doch einmal mit einer Bewerbung.

  1. Neuorientierung beginnen

Steht dein Plan fest, hat der Wandel bereits begonnen. Nun gehst du die zuvor festgesteckte Route Schritt für Schritt ab und beginnst, deine berufliche Neuorientierung mit Leben zu füllen. Hole dir auf dem Weg gerne auch Unterstützung, beispielsweise von der Familie, von Kollegen oder Mentoren. Diese Unterstützung kann auch dabei helfen, eine evtl. noch verbliebene Angst vor dem neuen Job zu überwinden.

Berufe wandeln sich

Heute wandeln sich Berufsbilder mehr denn je, denn die Digitalisierung sorgt dafür, dass fortlaufend neue Berufe entstehen und sich alte stark verändern. Nutze dies als Chance, deine eigenen beruflichen Ziele zu erreichen, und sieh den Wandel als positive Basis, um beruflich erfolgreich und glücklich zu werden.

Du möchtest dich beruflich verändern und deine Karriere in eine neue Richtung lenken. Deshalb hast du dich für eine Weiterbildung oder Umschulung entschieden. Nach deinem erfolgreichen Abschluss stellt sich früher oder später die Frage: Wohin genau soll dein beruflicher Weg dich führen? Wo findest du einen passenden Job? Welche Branche ist jetzt die richtige für dich? Und hast du dort als Quereinsteiger überhaupt eine Chance? Du wirst staunen: Mit einer Quereinsteiger-Bewerbung wirst du vielleicht sogar offene Türen einrennen …

Definition: Was genau bedeutet „Quereinsteiger“?

Für die meisten Berufsbilder gibt es klassische Karrierewege: Man macht eine Ausbildung oder absolviert ein Studium und tritt dann einen Job im entsprechenden Bereich an. Alle weiteren Karriereschritte bewegen sich in diesem Berufsbild, man wechselt höchstens den Arbeitgeber oder steigt in eine höhere Position auf.

Dieser Werdegang, der früher gang und gäbe war, wird heute immer seltener. Gleichzeitig steigt die Zahl der Berufswechsler. Wer sich beruflich komplett umorientiert und einen neuen Job in einem völlig anderen Bereich antritt, ist dort Quereinsteiger. Er muss sich zwar für den neuen Job qualifizieren, bringt aber aus seinem alten Job wertvolles Wissen mit.

Was Unternehmen an Quereinsteigern schätzen

Tatsächlich sind Quereinsteiger bei Personalern sehr willkommen. Denn sie bringen für Arbeitgeber einige Vorteile. Mit anderen Worten: Du kannst nicht trotz, sondern gerade wegen deines Lebenslaufs ein echter Gewinn für ein Unternehmen sein.

Was dich zum perfekten Quereinsteiger macht

Natürlich ist deine fachliche Eignung auch bei einem Job als Quereinsteiger eine wesentliche Einstellungsvoraussetzung. Doch Personaler legen daneben auch großen Wert auf weitere Faktoren. Wir verraten dir, was gerade bei Quereinsteiger-Bewerbungen echte Erfolgsverstärker sind:

Was dein Denken mit deinem Quereinsteiger-Erfolg zu tun hat

Tipp von Helene Trogisch, Bewerbercoach bei karriere tutor®

Mit welchen Gedanken gehst du in ein Vorstellungsgespräch? Fühlst du dich gegenüber Mitbewerbern mit der entsprechenden Ausbildung und Erfahrung im Nachteil? Dann wirst du das vermutlich auch ausstrahlen.

Denke lieber an deine Vorteile gegenüber Bewerbern mit klassischem Lebenslauf. Stelle diese Vorteile deutlich heraus. Punkte mit deiner hohen Motivation, deiner Eigeninitiative, deinen Soft Skills. Du siehst: Deine Denkweise bzw. dein Mindset spielt eine große Rolle!

Wo hast du als Quereinsteiger bei der Suche nach einem Job besonders große Chancen?

Regionen und Branchen, die besonders über Fachkräftemangel klagen, sind logischerweise sehr offen für Quereinsteiger. Wo es, wie etwa in der Logistik, nicht genug ausgebildete Personen gibt, übernehmen potenzielle Arbeitgeber manchmal sogar die Weiterbildungskosten.

Aber auch Branchen wie Personalwesen, Kundenbetreuung oder der Öffentliche Dienst interessieren sich für Quereinsteiger. Der Grund: In diesen Bereichen ist die Persönlichkeit – also die Soft Skills – mindestens so wichtig wie die fachliche Qualifikation. Entsprechend gibt es in diesen Bereichen auch das größte Angebot an Quereinsteiger-Jobs.

Auch in der IT-Branche sind die Aussichten für Quereinsteiger hervorragend. Laut einer Studie der Jobplattform Honeypot werden in Deutschland im Durchschnitt 7,7 IT-Fachkräfte pro Unternehmen gebraucht. Besonders nachgefragt sind zum Beispiel Programmierer oder IT-Projektmanager. Weitere Branchen, in denen es immer mehr Quereinsteiger gibt, sind die Gastronomie oder das (Online-)Marketing. Auch soziale Berufe – von Erzieher bis Berufsschullehrer – und Pflegeberufe gehören dazu. Und natürlich macht sich der Fachkräftemangel im Handwerk immer stärker bemerkbar.

So kannst du deinen Quereinstieg planen

Tipp von Helene Trogisch, Bewerbercoach bei karriere tutor®

Frage dich, ob dieses Unternehmen der richtige Arbeitgeber für dich ist – und wie du dort mit deinen Stärken punkten kannst.

Quereinsteiger-Gehalt: Wie viel kannst du verlangen im neuen Job?

Wie viel du in deinem neuen Quereinsteiger-Job verdienst, hängt natürlich von der Branche ab. Informiere dich am besten vorab, in welchem Bereich sich die Gehälter in der jeweiligen Branche und Position bewegen. Denn wenn du im Bewerbungsgespräch nach deinen Gehaltsvorstellungen gefragt wirst, willst du schließlich vorbereitet sein.

Natürlich könnten dir eventuelle Mitbewerber in fachlicher Hinsicht oder auch mit ihrer jahrelangen Erfahrung überlegen sein. Aber dafür punktest du mit überdurchschnittlich viel Motivation, Engagement und Eigeninitiative. Dein zukünftiger Arbeitgeber profitiert außerdem von dem frischen Wind, den du mitbringst.

Du siehst – das Ganze ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Es gibt also keinen Grund, bei den Gehaltsverhandlungen weit unter den branchenüblichen Beträgen zu bleiben. Nicht nur du kannst froh sein, als Quereinsteiger einen neuen Job zu finden, auch dein künftiger Arbeitgeber kann sich freuen, dich bald im Team zu haben.