Du bist arbeitslos, in Kurzarbeit oder kurz vor einer Kündigung?

Wir beraten dich unverbindlich und kostenfrei zu deiner geförderten Weiterbildung.

Du bist arbeitslos, in Kurzarbeit oder kurz vor einer Kündigung? Wir beraten dich unverbindlich und kostenfrei zu deiner geförderten Weiterbildung.

karriere tutor® Eine Frau mit Headset und gestreiftem Hemd tippt lächelnd auf einer Tastatur, während sie an einem Schreibtisch sitzt.

Fachwissen | 7 Min. Lesezeit

Der Arbeitsmarkt in Deutschland: Bestandsaufnahme und Prognose   

karriere tutor® Logo von „karriere tutor“ mit dem Slogan „Gemeinsam. Digital. Erfolgreich.“ auf einem hellblauen kreisförmigen Hintergrund, der Kursnet Bildungsangebote und AZAV-zertifizierte Weiterbildungen hervorhebt.
Verfasst durch karriere tutor® Blog
Zuletzt aktualisiert am 11.02.2025
karriere tutor® Menschen diskutieren an einem runden Tisch Diagramme auf einem Laptop. In der Nähe stehen Papiere und eine Kaffeetasse, und analysieren Trends und Erkenntnisse zum Arbeitsmarkt in Deutschland.

Seit dem Ausbruch des Coronavirus im Jahr 2020 stellt eine politische und wirtschaftliche Krise nach der anderen den Arbeitsmarkt in Deutschland vor große Herausforderungen: Seit mehr als zwei Jahren befindet sich die deutsche Wirtschaft beispielsweise in einer Schwächephase. Hinzu kommen Fachkräftemangel und ungleiche Bildungs- und Arbeitsmarktchancen, die die Situation sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitssuchende zusätzlich erschweren.   

Doch wie ist der Arbeitsmarkt in Deutschland aktuell aufgestellt? Wir beleuchten die aktuelle Situation und wagen eine Prognose für drei zentrale Bereiche des deutschen Arbeitsmarkts: die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die Arbeitslosigkeit und den Fachkräftemangel.

   

Die Gegenwart: Wie steht es derzeit um den Arbeitsmarkt in Deutschland? 

  1. Die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter 

Mit 46,1 Millionen Erwerbstätigen (6), davon 35,2 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (4), ist die Zahl der Erwerbstätigkeit im vergangenen Jahr nur noch leicht gestiegen (3). Im Vorjahr waren es 46 Millionen Erwerbstätige und 34,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die folgende Abbildung verdeutlicht den immer geringer werdenden Anstieg der Erwerbstätigkeit auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland.  

Seit Mitte des Jahres 2022 geht die Stärke der Erwerbstätigkeit kontinuierlich zurück, sodass im Oktober 2024 nur noch ein marginaler Zuwachs von 0,1 Prozent im Vergleich zum Oktober 2023 und 0,2 Prozent Zuwachs zum Vormonat September 2024 zu verzeichnen ist. Deutlich erkennbar ist auch der Einbruch der Erwerbstätigkeit in den Pandemiejahren 2020 und 2021. Natürlich ist eine solche Entwicklung multifaktoriell, aber zwei wesentliche Treiber dieser Entwicklung möchten wir an dieser Stelle vorstellen. 

  • Demografischer Wandel: Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (15–64 Jahre) nimmt aufgrund der Alterung der Bevölkerung kontinuierlich ab. Seit Jahren gehen mehr Menschen in Rente als neue Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt eintreten. Der Rückgang des sogenannten Erwerbspersonenpotenzials bremst den Arbeitsmarkt in Deutschland. 
  • Konjunkturelle Schwäche: Die wirtschaftliche Unsicherheit durch hohe Energiepreise, Inflation und geopolitische Spannungen dämpft das Wachstum in einigen Branchen. Unternehmen zögern, neue Stellen zu schaffen, wenn das wirtschaftliche Umfeld unsicher bleibt. 
  1. Fachkräftemangel 

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist aktuell ein Arbeitsmarkt der Extreme. Trotz so vielen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wie nie zuvor hat auch der Fach- und Arbeitskräftemangel ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht. Besonders betroffen sind Berufe aus den Bereichen Soziales, Gesundheit und Technik/IT (9). Allein im Gesundheitswesen sind fast 50.000 Stellen nicht besetzt und auch in Kindertagesstätten fehlen Fachkräfte für 20.000 offene Stellen (9).  

Insgesamt sind im zweiten Quartal 2024 1,3 Millionen Stellen ausgeschrieben, davon 1,06 Millionen in Westdeutschland und 275.000 in Ostdeutschland. Die Abbildung zeigt deutlich, dass die Kurve in Ostdeutschland konstanter verläuft als in Westdeutschland, was unter anderem auf die Wirtschaftsstruktur und die Arbeitsmarktbedingungen zurückzuführen ist. In Ostdeutschland sind die Arbeitnehmenden aufgrund geringerer Wechselmöglichkeiten stärker an ihren Arbeitsplatz gebunden und der Arbeitsmarkt dadurch insgesamt weniger dynamisch als in Westdeutschland. Zudem ist die ostdeutsche Wirtschaft stärker von kleineren Unternehmen, Handwerksbetrieben und öffentlichen Arbeitgebenden geprägt. Diese Branchen sind häufig weniger konjunkturabhängig, was zu stabileren Beschäftigungsverhältnissen führt. 

Einer der Hauptgründe für die Verschärfung des Fachkräftemangels ist der demografische Wandel, der eben bereits als Problem der nur noch langsam wachsenden Erwerbstätigkeit dargestellt wurde: Die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1969, auch Babyboomer genannt, gehen nach und nach in Rente und fehlen dann dem Arbeitsmarkt (9). Durch die Alterung der Bevölkerung werden dem Arbeitsmarkt in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 3,5 Millionen Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen als heute (8). Die Alterung der Bevölkerung spiegelt sich auch im Durchschnittsalter der Erwerbstätigen wider. Liegt es heute bei 42,2 Jahren, so wird es bis 2030 um 2,3 Jahre auf 44,5 Jahre ansteigen (8). Diese Lücke an potenziell fehlenden Fachkräften zu schließen, ist und bleibt eine der größten Herausforderungen für den Arbeitsmarkt in Deutschland. Eine mehrgleisige Strategie zur Gegensteuerung ist daher unausweichlich. Wie diese aussehen könnte, erfährst du am Ende dieses Beitrags.   

  1. Die aktuelle Arbeitslosenquote in Deutschland 

Trotz des beschriebenen hohen Arbeitskräftebedarfs ist nicht nur das Wachstum der Erwerbstätigkeit seit Mitte 2022 weiter rückläufig, sondern auch die Arbeitslosigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt nimmt weiter zu. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Handel verfestigt sich eine negative Entwicklung (2).  

Damit liegt 2024 die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 6 Prozent, was einem Anstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (7). In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass im Jahr 2024 2,79 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet sind (10). 

Wie du siehst, besteht zwischen der Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen und der Zahl der offenen Stellen ein Paradoxon: Auf der einen Seite ist die Nachfrage nach Arbeitskräften sehr hoch (offene Stellen), auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die keine (neue) Arbeit finden (Arbeitslosenquote). Wie kann das sein?  

Drei mögliche Ursachen für dieses Paradoxon: 

  • Mismatch: Zwischen der Zahl der offenen Stellen und der Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen scheint es ein Matching-Problem zu geben. Das bedeutet, dass die gesuchten Fähigkeiten und Kenntnisse nicht mit denen übereinstimmen, die die Arbeitssuchenden für eine Beschäftigung mitbringen.  
  • Standortdisparität: Die oder der für die Besetzung einer offenen Stelle geeignete Bewerberin oder Bewerber wohnt nicht am Ort der angebotenen Stelle.  
  • Arbeitsbedingungen und Gehalt: Die angebotenen Arbeitsbedingungen und die Entlohnung für die offenen Stellen sind für die Arbeitssuchenden nicht attraktiv genug.   

Wagen wir nun eine Prognose, wie sich der Arbeitsmarkt in Deutschland aus heutiger Sicht entwickeln wird. 

Ein Blick in die Glaskugel: So könnte sich der Arbeitsmarkt in Deutschland entwickeln 

  1. Die prognostizierte Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter 

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet für 2025 in den meisten Bundesländern eine zwar nur leichte, aber angesichts der negativen konjunkturellen Rahmenbedingungen gute Beschäftigungsentwicklung. Grundsätzlich sieht das Institut den Arbeitsmarkt in Deutschland als recht robust an (2). Die folgende Abbildung verdeutlich dies in Zahlen. 

karriere tutor® Karte von Deutschland mit den Prognosen zum Beschäftigungswachstum für 2024–2025 nach Bundesländern, wobei unterschiedliche Schattierungen die unterschiedlichen Quoten des Arbeitsmarkts Deutschland hervorheben.
karriere tutor® Karte von Deutschland mit den Prognosen zum Beschäftigungswachstum für 2024–2025 nach Bundesländern, wobei unterschiedliche Schattierungen die unterschiedlichen Quoten des Arbeitsmarkts Deutschland hervorheben.

Im Laufe des Jahres 2025 wird ein Anstieg der Erwerbstätigen um 0,5 Prozent, also 180.000 Personen erwartet (3). Das wären zwar rund 10.000 Personen mehr als im Jahr 2024, aber ein geringerer Zuwachs als in der Vergangenheit (3). Für die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Saarland und Thüringen erwartet das IAB sogar einen leichten Rückgang der Beschäftigung, während sie in Brandenburg konstant bleibt (1).  

  1. Wie könnte sich die Arbeitslosenquote in Deutschland entwickeln?  

Ein Bild, das Text, Karte enthält.

Automatisch generierte BeschreibungEin Bild, das Text, Karte enthält.

Automatisch generierte BeschreibungFür das kommende Jahr erwartet das IAB neben einem schwachen Beschäftigungswachstum von 0,5 Prozent auch einen – im Vergleich stärkeren – Anstieg der Arbeitslosenquote in Deutschland. Wie die folgenden Abbildungen zeigen, wird der Anstieg in Niedersachsen mit 0,8 Prozentpunkten am geringsten und in Thüringen mit 5 Prozentpunkten am höchsten erwartet (1). Im West-Ost-Vergleich wird in Ostdeutschland mit Ausnahme Brandenburgs ein stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit auf durchschnittlich 7,6 Prozent (1) erwartet, was 1,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt.  

  1. Fachkräftemangel 

Expertinnen und Experten erwarten, dass sich der Fach- und Arbeitskräftemangel in Deutschland aufgrund des demografischen Wandels weiter verschärfen wird. Wie könnte eine mehrgleisige Strategie aussehen, um den Arbeitsmarkt in Deutschland langfristig zu sichern?  

  • Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen: Höhere Löhne und attraktivere Arbeitsbedingungen sind in vielen Bereichen eine notwendige Maßnahme, z. B. im Gesundheitswesen oder im Handwerk. Dadurch könnten Menschen nicht nur motiviert werden, sich beispielsweise für einen solchen Beruf zu entscheiden, sondern auch bereits Beschäftigte, ihr Arbeitsvolumen zu erhöhen oder ihre Qualifikation beispielsweise durch eine geförderte Weiterbildung zu verbessern. Eine Wirkung tritt hier allerdings erst mit längerer Verzögerung ein und schafft keine unmittelbare Abhilfe.  
  • Chancen für bislang Chancenlose: Langfristig wird kein Weg daran vorbeiführen, dass Unternehmen auch solchen Bewerbenden eine Chance geben, deren Qualifikationen nicht hundertprozentig zu den Anforderungen passen (Mismatch) oder die eine längere Einarbeitungszeit benötigen.  
  • Höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren   

Alles in allem ist die Entwicklung des Arbeitsmarkts in Deutschland als stabil zu bewerten. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und die grüne Transformation vorangetrieben wird. Diese Entwicklungen eröffnen enorme Chancen für die Gestaltung innovativer Wertschöpfungsprozesse. Wer diese Chancen nicht nutzt, riskiert den Verlust etablierter Stärken. Um hochwertige Arbeitsplätze in Deutschland langfristig zu sichern und auszubauen, ist es entscheidend, neue Geschäftsfelder zu erschließen und so den wirtschaftlichen Wandel aktiv zu gestalten (2).  

Quellen:  

  1. https://www.iab-forum.de/regionalprognose-interview-herbst-24/  
  1. https://www.iab-forum.de/wirtschaftsabschwung-daempft-arbeitsmarktentwicklung/  
  1. https://iab.de/presseinfo/iab-prognose-fuer-2024-2025-zaehe-wirtschaftsschwaeche-beeintraechtigt-zunehmend-den-arbeitsmarkt/  
  1. https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Fachstatistiken/Beschaeftigung/Aktuelle-Eckwerte-Nav.html;jsessionid=5C02E2440EF1D5EDF6AA359F736DA3F3  
  1. https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/insgesamt.html  
  1. https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/_inhalt.html  
  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/  
  1. https://www.wifor.com/uploads/2020/05/Ostwald-et-al.-2016-Demografischer-Wandel-In-Deutschland-werden-Arbei.pdf  
  1. https://www.verdi.de/themen/arbeit/++co++74debf86-472f-11ee-894c-001a4a160129  

(10) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1223/umfrage/arbeitslosenzahl-in-deutschland-jahresdurchschnittswerte/  

Ähnliche Artikel