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Fachwissen | 6 Min. Lesezeit

Der Arbeitsmarkt in Deutschland: Bestandsaufnahme und Prognose  

Autorbild von karriere tutor® Verfasst durch karriere tutor®

aktuelle Arbeitsmarktentwicklung Deutschland 2024

Seit dem Ausbruch des Coronavirus im Jahr 2020 stellt eine Krise nach der anderen den Arbeitsmarkt in Deutschland vor große Herausforderungen. Hinzu kommen Fachkräfteengpässe und ungleiche Bildungs- und Arbeitsmarktchancen, die die Situation sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitssuchende zusätzlich erschweren.  

In diesem Beitrag beleuchten wir die aktuelle Situation und wagen eine Prognose für drei zentrale Bereiche des deutschen Arbeitsmarktes: die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die Arbeitslosigkeit und den Fachkräftemangel.  

Die Gegenwart: Wie steht es derzeit um den Arbeitsmarkt in Deutschland?  

1. Die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter  

Mit 45,9 Millionen Erwerbstätigen, davon 34,5 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, erreichte dieser Wert Ende 2022 einen neuen Höchststand und hatte damit den pandemiebedingten Rückgang vollständig überwunden. Ende letzten Jahres stieg die Zahl der Erwerbstätigen weiter auf 46,2 Millionen, wobei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 34,8 Millionen beinahe konstant blieb. Vor der Corona- Krise im Jahr 2019 lag der Wert bei 33,7 Millionen Menschen. Insgesamt ist die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2015 und 2022 um 7,7 Prozent, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um ca. 4 Prozent gestiegen – sie nimmt also im Durchschnitt von Jahr zu Jahr zu.   

Neben der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist die Arbeitszeit ein weiterer wichtiger Indikator für den Arbeitsmarkt in Deutschland. Die tatsächliche Arbeitszeit, auch Arbeitsvolumen genannt, ist im gleichen Zeitraum mit 4,9 Prozent um knapp drei Prozentpunkte weniger stark gestiegen als die Erwerbstätigkeit. Das bedeutet, dass die durchschnittliche Arbeitszeit je erwerbstätiger Person in Deutschland in den letzten Jahren gesunken ist. 

Gründe hierfür sind mitunter ein erhöhter Krankenstand während der Corona-Pandemie und ein Anstieg der Teilzeitquote. Fast die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeitet in Teilzeit, bei den Müttern sind es fast 66 Prozent. Diese Entwicklung hat wiederum Auswirkungen auf Personalengpässe. Wenn du gerade in Elternzeit bist und dich fragst, wie du künftig Familie und Karriere unter einen Hut bringen kannst, dann schaue gerne mal in unserem Ratgeber vorbei: 5 Tipps für die Vereinbarkeit von Familie und Karriere nach der Elternzeit.  

2. Das Paradoxon Arbeitslosigkeit und Stellenmarkt  

Trotz dieses erfreulichen Anstiegs registriert die Bundesagentur für Arbeit im Oktober 2023 noch immer fast 2,6 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Darüber hinaus rechnet das Statistische Bundesamt mit einer Stillen Reserve von zusätzlich drei Millionen Menschen im Alter von 15 bis 74 Jahren

 

Gegenüber den 2,6 Millionen als arbeitslos gemeldeten Personen in Deutschland stehen laut IAB-Monitor im zweiten Quartal 2023 1,74 Millionen offene Stellen. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Zahl der offenen Stellen und ihre Verteilung auf Ost- und Westdeutschland vor einem Jahr. Aktuellere Daten liegen uns leider noch nicht vor. 

Quelle: IAB-Forum  

Wie du anhand dieser beiden Werte erkennen kannst, besteht zwischen der Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen und der Zahl der offenen Stellen ein Paradoxon: Auf der einen Seite ist die Nachfrage nach Arbeitskräften sehr hoch (offene Stellen), auf der anderen Seite stehen die vielen Menschen, die keine (neue) Anstellung finden (Arbeitslosenquote). Aber wie kann das sein? 

Drei mögliche Ursachen für dieses Paradoxon 

  • Mismatch: Zwischen der Zahl der offenen Stellen und der Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen scheint es ein Matching-Problem zu geben. Das bedeutet, dass die gesuchten Fähigkeiten und Kenntnisse nicht mit denen übereinstimmen, die die Arbeitssuchenden für eine Beschäftigung mitbringen. 
  • Standortdisparität: Die oder der für die Besetzung einer offenen Stelle geeignete Bewerberin oder Bewerber wohnt nicht am Ort der angebotenen Stelle. 
  • Arbeitsbedingungen und Gehalt: Die angebotenen Arbeitsbedingungen und die Entlohnung für die offenen Stellen sind für die Arbeitssuchenden nicht attraktiv genug.  

3. Fachkräftemangel 

Das soeben beschriebene Paradoxon spiegelt ein weiteres großes Problem des deutschen Arbeitsmarktes wider: den Fachkräftemangel. Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist aktuell ein Arbeitsmarkt der Extreme. Trotz so vielen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wie nie zuvor hat auch der Fach- und Arbeitskräftemangel ein bislang unbekanntes Ausmaß angenommen.  

Grund für die Verschärfung des Fachkräftemangels ist der demografische Wandel. Durch die Alterung der Bevölkerung stehen dem Arbeitsmarkt in Deutschland jährlich 400.000 Personen weniger zur Verfügung als im Vorjahr. Diese Lücke zu schließen, ist und bleibt eine der größten Herausforderungen für den Arbeitsmarkt in Deutschland. Eine mehrgleisige Strategie zur Gegensteuerung ist daher unausweichlich. Wie diese aussehen könnte, erfährst du am Ende dieses Beitrags.  

Insgesamt sind die Reallöhne aufgrund der hohen Inflationsrate im vergangenen Jahr gesunken. Die Inflationsrate ist mit 3,2 Prozent immer noch leicht erhöht (Stand Dezember 2023), das Arbeitsvolumen hat das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht und die Knappheit an Gütern und Dienstleistungen nimmt weiter zu. Wagen wir nun eine Prognose, wie sich der Arbeitsmarkt in Deutschland aus heutiger Sicht entwickeln wird. 

Ein Blick in die Glaskugel: So könnte sich der Arbeitsmarkt in Deutschland entwickeln 

1. Die prognostizierte Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter  

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass die konjunkturelle Talsohle nach der Corona-Pandemie bereits durchschritten und bis Ende 2024 weiterhin ein leichter Aufschwung zu erwarten ist. Gleichzeitig wird ein weiterer Beschäftigungsanstieg auf 34,9 Millionen Personen bis Jahresende prognostiziert. Die folgende Abbildung zeigt die vorausgesagte Veränderung der Beschäftigung bis Ende 2024 gegenüber 2023 nach Bundesländern. 

Quelle: IAB-Forum  

Wie du anhand der Abbildung erkennen kannst, ist das prognostizierte Beschäftigungswachstum in Westdeutschland mit 0,4 Prozent genauso groß wie im Osten Deutschlands. Gleichzeitig weist Berlin mit einem erwarteten Zuwachs von 1,2 Prozent den höchsten Wert in ganz Deutschland auf, was auf die Attraktivität Berlins als Hauptstadt zurückzuführen sein könnte. Im Gegensatz zu den anderen ostdeutschen Bundesländern sind die Verrentung und Abwanderung hier kein Problem. Aber auch in einigen westdeutschen Bundesländern wie Bremen und dem Saarland könnte es bis Ende 2024 zu Beschäftigungsverlusten kommen.  

2. Wie entwickelt sich das Paradoxon Arbeitslosigkeit und Stellenmarkt?  

Nicht nur bei der Beschäftigung, auch bei der Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen prognostiziert das IAB bis Ende 2024 einen Anstieg auf 5,8 Prozent. Mit einem erwarteten Anstieg von 2,3 Prozentpunkten wird ein stärkeres Wachstum in Westdeutschland erwartet, wobei in der Gesamtbetrachtung die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland nach wie vor größer sein wird.  

Quelle: IAB-Forum

Wie die Abbildung zeigt, wird der stärkste Anstieg der Arbeitslosenquote in Bayern mit 4,3 Prozent erwartet, der geringste in Nordrhein-Westfalen mit gleichbleibend 7,2 Prozent. Insgesamt rechnet das IAB mit einem Anstieg der gesamtdeutschen Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent. 

Hinsichtlich der Zahl der offenen Stellen ist auch in Zukunft nicht mit einer Rezession zu rechnen, da der Fachkräftemangel Deutschland weiterhin in Atem hält. 

3. Fachkräftemangel 

Expertinnen und Experten erwarten, dass sich der Fach- und Arbeitskräftemangel in Deutschland aufgrund des demografischen Wandels weiter verschärfen wird. Wie könnte eine mehrgleisige Strategie aussehen, um den Arbeitsmarkt in Deutschland langfristig zu sichern? 

  • Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen: Höhere Löhne und attraktivere Arbeitsbedingungen sind in vielen Bereichen eine notwendige Maßnahme, z. B. im Gesundheitswesen oder im Handwerk. Dadurch könnten Menschen nicht nur motoviert werden, sich beispielsweise für einen solchen Beruf zu entscheiden, sondern auch bereits Beschäftigte, ihr Arbeitsvolumen zu erhöhen oder ihre Qualifikation beispielsweise durch eine geförderte Weiterbildung zu verbessern. Eine Wirkung tritt hier allerdings erst mit längerer Verzögerung ein und schafft keine unmittelbare Abhilfe. 
  • Chancen für bislang Chancenlose: Langfristig wird kein Weg daran vorbeiführen, dass Unternehmen auch solchen Bewerbenden eine Chance geben, deren Qualifikationen nicht hundertprozentig zu den Anforderungen passen (Mismatch) oder die eine längere Einarbeitungszeit benötigen. 
  • Höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren  

Alles in allem ist die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland als stabil zu bewerten. Auch wenn ein Anstieg der Arbeitslosenquote erwartet wird, so nimmt vermutlich auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in fast allen Bundesländern zu. Beide Kennzahlen sind im Westen Deutschlands ausgeprägter als im Osten. Der Anstieg der Arbeitslosenquote ist zu einem großen Teil auf die Registrierung der ukrainischen Flüchtlinge in den Jobcentern zurückzuführen. 

Sollte sich die gesamtwirtschaftliche Lage durch den Russland-Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Lieferengpässe sowie die unsichere Inflationsentwicklung weiter verschlechtern, so sind stärkere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Deutschland nicht auszuschließen.  

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