Burn-out als extreme Erschöpfung ist hinlänglich bekannt. Doch neben dem Zuviel an Arbeit, Stress und Anforderungen gibt es auch den Gegenpol, das Zuwenig, und damit den Bore-out. Wie du einen Bore-out bei dir selbst erkennst, welche gravierenden Folgen ein unentdeckter Bore-out haben kann und wie du rechtzeitig gegensteuern kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist Bore-out?
Bore-out bezeichnet also im Gegensatz zum Burn-out also nicht das „Ausgebranntsein“ in Form einer starken Erschöpfung, sondern quasi das Gegenteil. „Boring“ ist etwas, wenn es langweilig ist, und ein Bore-out dementsprechend das Gefühl des „Ausgelangweiltseins“.
Was auf den ersten Blick eher nach einem Luxusproblem klingt, hat es bei näherer Betrachtung in sich. Denn Phasen der Langeweile am Arbeitsplatz sind das eine. Sich aber über mehrere Wochen oder gar Monate völlig lustlos und unterfordert zu fühlen, ist etwas ganz anderes. Prof. Andreas Broocks, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie an den Helios-Kliniken in Schwerin, definiert Bore-out als „Erschöpfungszustand, der durch Langeweile oder Unterforderung ausgelöst wird“. Aus Langeweile wird so allmählich psychischer Stress, der wiederum unangenehme Begleiterscheinungen mit sich bringt.
Bore-out Symptome
Doch woran erkennt man, ob man sich nur langweilt oder einen Bore-out hat? Was sind die Symptome von Bore-out und wie lassen sie sich einordnen? Auf den ersten Blick ähneln sich viele Symptome von Burn-out und Bore-out. Es gibt eine ganze Reihe von Symptomen, die auftreten können:
- Reizbarkeit,
- Kopfschmerzen,
- Schwindelgefühle,
- Magenbeschwerden,
- Schlafstörungen,
- depressive Verstimmung,
- Infektanfälligkeit oder
- Antriebslosigkeit.
Wie sich ein Bore-out äußert, ist individuell verschieden. Allen gemeinsam ist jedoch, dass aus anhaltender Unterforderung oder Langeweile Stress entsteht, der zu körperlichen und psychischen Symptomen führt. Zum Beispiel eines oder mehrere der oben genannten Symptome.
Ursachen von Bore-out
Die Coronapandemie hat die Arbeitsrealität fast aller Menschen verändert. Während die einen, z.B. Ärzte und Pflegepersonal, massive Mehrbelastungen zu verkraften hatten, gingen andere Branchen, z.B. die Reisebranche oder die Gastronomie, auf ein geringes oder gar kein Arbeitsvolumen zurück. Es gab Burn-out und Bore-out.
Aber auch außerhalb solcher außergewöhnlichen Krisenjahre gibt es Auslöser für Bore-out. Zum Beispiel:
- Unterforderung im Job: Wenn du schon früh die Stunden zählst, weil es viel zu wenig Aufgaben für die Anzahl der Arbeitsstunden gibt, ist das ermüdend. Vielleicht verlierst du sogar die Lust, überhaupt morgens zur Arbeit zu gehen. Der Gedanke, dass du nur deine Zeit absitzt, stresst dich. Nach und nach fällt es dir immer schwerer, zur Arbeit zu gehen, bis du dich irgendwann kaum noch aufraffen kannst.
- Fehlender Sinn in der Arbeit: Vielleicht belastet dich aber auch, dass du zwar genug zu tun hast, aber keinen wirklichen Sinn in dem siehst, was du tust. Möglicherweise erscheinen dir Arbeitsabläufe ineffizient und bestimmte Vorgehensweisen völlig überholt. Auch das Gefühl, mit der eigenen Arbeit und ihrem Sinn nicht mehr verbunden zu sein, kann Stress und Unterforderung auslösen. Immer häufiger stellt sich die Frage: „Was mache ich hier eigentlich?“.
- Perspektivlosigkeit: Phasen der Routine sind normal. Wenn die Arbeit aber keine Perspektive bietet und Jahr für Jahr immer gleich abläuft, kann das frustrieren. Hält die Frustration an und gibt es keine Aussicht auf Veränderung, führt dies zu emotionalen Stress.
Was tun gegen Bore-out?
Ist Bore-out erst einmal eingetreten, hilft oft nur noch der Gang zum Arzt und eine entsprechende Behandlung der Symptome. Danach ist eine Veränderung der Lebens- und Arbeitsbedingungen meist unumgänglich. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, ist es sinnvoll vorzubeugen. Bemerkst du, dass Gedanken und Situationen wie die oben beschriebenen immer häufiger auftreten? Spürst du, wie deine Frustration wächst und die Lust an der Arbeit immer mehr schwindet? Dann ändere die Situation, bevor es zum manifesten Bore-out kommt.
Bore-out-Behandlung
- Statusanalyse: Nimm dir regelmäßig, zum Beispiel einmal im Quartal, Zeit für eine kurze Reflexion. Wie gefällt dir deine Arbeit? Unsere Impulsfragen zur Selbstreflexion im Job können dir dabei helfen.
- Work-Life-Balance: Achte auf eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Freizeit, Ruhe und Aktivität. Diese Ausgewogenheit kann so manche stressige oder langweilige Phasen ausgleichen.
- Interessenbasiert arbeiten: Achte darauf, dass deine Arbeit wirklich deinen Interessen und Stärken entspricht. Ist dies nicht der Fall, erkundige dich bei deinem Arbeitgeber, ob ein Jobwechsel möglich ist. Ist dies nicht der Fall, überlege dir, ob du dich nicht lieber beruflich neu orientieren möchtest.
- Intellektuellen Ausgleich suchen: Wenn eine berufliche Veränderung nicht möglich ist, suche dir zumindest in deiner Freizeit einen intellektuellen Ausgleich. Welche Themen begeistern dich? Möchtest du dich auf einem bestimmten Gebiet weiterbilden? Nutze deine Freizeit, um dich geistig weiterzuentwickeln.
- Gespräch suchen: Sprich über deine Gefühle. Beziehe zum Beispiel deinen Vorgesetzten in deine Situation mit ein und frage ihn aktiv nach Möglichkeiten, spannendere Aufgaben zu bekommen, die dich mehr fordern. Schließlich profitiert auch er davon, wenn du deine Talente einbringen kannst und nicht im Büro versauerst.
Jobwechsel statt innerlich kündigen
Wenn es nicht mehr anders geht und es an deinem jetzigen Arbeitsplatz keine guten Perspektiven gibt, dann wage den Schritt und wechsle deinen Job. Viele Menschen wagen diesen Schritt nicht, weil sie Angst vor der Veränderung oder den veränderten finanziellen Bedingungen haben. Sie kündigen innerlich, bleiben aber im Job. Genau das erhöht das Risiko eines Bore-outs zusätzlich. Stelle dir rechtzeitig die Frage, ob es Zeit für eine berufliche Neuorientierung ist und handle, wenn du merkst, dass du nicht mehr glücklich bist.
Es gibt nicht nur Risiko oder Sicherheit, sondern auch Bereiche dazwischen. Entscheide dich zum Beispiel für eine Stundenreduzierung, um dich nebenbei für deinen eigentlichen Traumjob weiterzubilden. So ersetzt ein Job den anderen Schritt für Schritt und nicht abrupt.