Unser Social-Media-Team war bei der diesjährigen Social Media Week Hamburg dabei. Markus Köckert gibt Ihnen einen kompakten Rückblick zum Event und den Neuerungen im Social-Media-Marketing.
Ein Pflichttermin eines jeden versierten Social Media Managers ist zweifellos ein Besuch der alljährlichen Social Media Week in Hamburg. Die Social Media Week ist eine Mischung aus verschiedenen Vorträgen, Workshops, Talks, Podiumsdiskussionen und natürlich auch etwas Party und Freebies ;-). Die #SMWHH, wie das dazugehörige allgemeine Hashtag lautet, ist mittlerweile eine globale Marke und findet mehrmals im Jahr parallel rund um den Globus statt. In diesem Jahr lautete das Motto: „Community vs. Individualismus" und fand parallel noch Austin, Bristol, Kopenhagen und Lagos statt.
Eine holprige Anreise
Da die Social Media Week bereits in aller Frühe startet und ich so eine leise Vermutung hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn hatte, reise ich bereits am Vorabend an. Und wie ich es mir gedacht habe, trieben mir die Push-Notifications meiner Bahn-App einen leicht-kalten Schauer über den Rücken, denn sie teilten mir eine einstündige Verspätung mit. Nach einer weiteren Verspätung, einem weiteren Zugausfall und damit verbundenen ungeplanten Umstiegen erreichte ich letztendlich mit über zweistündiger Verspätung den Hamburger Hauptbahnhof in den späten Abendstunden. Jetzt ging es nur noch schnell einen Mitternachtssnack vertilgen und ab ins Bett, um optimal auf die Messe vorbereitet zu sein.
Start in den ersten Tag bei strahlendem Sonnenschein
Am Dienstag ging es dann in aller Frühe Richtung Altona, wo im altehrwürdigen Altonaer Museum der erste Vortrag zu den neusten Trends im Social Web stattfand. Herausgekommen ist, dass auf lange Sicht die Kommunikation in Messengern immer mehr an Bedeutung gewinnen wird aber dafür die Feeds der klassischen Kanäle, wie Facebook oder Twitter immer mehr Federn lassen müssen. Weiterhin sprach der Referent der Hamburger Agentur achtung! von einer Entwertung des Social-Media-Begriffs. Die Diskussionen in sozialen Netzwerken werden nämlich leider immer unsozialer und in der Regel machen die 5 % der lautesten Nutzer einer Diskussion das aus, was nach außen hin wahrgenommen wird. Doch auch als Unternehmen sollte man dieser Entwicklung etwas abgewinnen können, sagte Daniel Rehn. Es sei schließlich auch mal wichtig, sich im Netz zu empören, denn Empörung ist die Web-Währung mit dem höchsten Wechselkurs. Marken müssen sich entscheiden, ob sie eine Goodbrand oder eben der Bad Boy sein wollen. Prominente Beispiele im Social Web, wie Fernet Branca, Pickup oder die Berliner Verkehrsbetriebe sprechen hier für die zweite Variante.
In einem weiteren spannenden Vortrag von Territority Webguerillas ging es um die Wandlung des heutigen Marketings und der Notwendigkeit, seine Konsumenten aktiv in die Marketing-Kommunikation mit einzubeziehen. Marken sollen generell mehr zu Communitys bzw. Lifestyle-Gemeinschaften werden und weiter als bis zu einer funktionalen Bedürfnisbefriedigung denken. Wichtig sei es, die Emotionen seiner potenziellen Käufer zu befriedigen, um wirklich langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Ein passendes Beispiel wurde auch noch mitgeliefert und zwar das vom Rellinger Mineralwasserhersteller Hella, der derzeit seinen Instagram-Account ausschließlich mit Bildern seiner Fans bespielt. In Verbindung mit einem eigenen Hashtag ist so eine Kampagne entstanden, die ein wirklich schönes Bilderbuchbeispiel für maximales Fan-Commitment darstellt:
Anschließend ging es an diesem Tag noch um die Notwendigkeit von Influencermarketing, weil immer mehr Influencer den klassischen Medien den Hahn, insbesondere für jüngere Zielgruppen, abdrehen würden. Allerdings sollte man nicht nur auf besonders hohe Werte bei den Followern und Fans achten. Die Authentizität ist neben dem Fan-Engagement hier ein wichtiger Erfolgsfaktor. Schaurig abschreckende Negativbeispiele wurden passenderweise auch noch gezeigt, die sich in einer schönen Sammlung auf der Facebookseite Perlen des Influencermarketings wiederfinden lassen.
Tag 2 im Zeichen des Livestreamings
Am zweiten Tag gab es für mich einen interessanten Fokus auf Livestreaming. In einem ersten Vortrag von redpinanta wurde auf den aktuellen Trend dieses Medienformates eingegangen. Warum sollte man überhaupt auf Livestreams setzen? Ganz einfach: Weil sie IN sind! Sie bedienen sich dem Prinzip der zeitlichen Verknappung und auch bei einer üblichen Aufzeichnung wollen doch unterm Schnitt die meisten Zuschauer live dabei sein. Ein Fußballspiel möchte ja schließlich auch niemand erst einen Tag später ansehen. Interessant ist auch, dass immerhin 65 % aller Nutzer mindestens ¾ eines ganzen Livestreams ansehen.
In einem weiteren Vortrag ging es dann um die rechtlichen Voraussetzungen für einen Livestream. Im Kern stand die Frage, ob denn überhaupt eine Rundfunkzulassung benötigt wird. Dies ist laut dem Rechtsanwalt Dr. Stefan Ellenberg nur dann der Fall, wenn der Livestream regelmäßig zu festgesetzten Zeitpunkten stattfindet, sich nach einem „Sendeplan“ richtet und eben tatsächlich live gesendet wird. Sendet man den Livestream allerdings mit einer Zeitverzögerung oder startet man nur sporadisch einen Livestream ist laut seiner Aussage keine Rundfunkzulassung nötig. Unternehmen die unsicher sind, können sich jedoch jederzeit kostenlos an die zuständigen Landesmedienanstalten wenden und sich beraten lassen. Auch ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass die letzten Sätze in keinster Weise eine gültige Rechtsberatung darstellen. ;-)
Tag 3: Storytelling-Friday
Am dritten und leider letzten Tag der Social Media Week besuchte ich einen Workshop zum Thema Storytelling, der wirklich bis auf den allerletzten Platz ausgebucht war. Mitgenommen habe ich, dass gutes Storytelling die eigene Marke bzw. Unternehmen so weit wie möglich in den Hintergrund setzt. Nicht die Erwähnung des Marken- oder Firmennamens sollte im Vordergrund stehen, sondern die Art und Weise wie die Geschichte darum erzählt wird. Das funktioniert nicht nur im klassischen B2C-Markt, sondern kann auch ohne Probleme auf den B2B-Sektor übertragen werden. Kunden könnten doch hier darüber berichten, was sie mit den Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmens erreicht bzw. getan haben. Wichtig sei vor allem bei einer Bewegtbild-Kommunikation, die passende Musik, die vor allem als emotionaler Verstärker dazu beitragen kann, eine Geschichte wirklich glaubhaft zu erzählen. Ach und was natürlich im Storytelling (fast) immer funktioniert sind: Kinder und Tiere. Denn wir alle mögen schließlich große Kulleraugen.
Getreu dem allseits bekannten Motto: „Das Beste kommt zum Schluss“, war die letzte Präsentation auf der Social Media Week von Kristina Kobilke zum Thema Instagram der für mich interessanteste. Neben spannenden Fakten rund um das beliebte Mediennetzwerk (wtwa: Mehr als 1/3 aller Instagram-Nutzer haben schon direkt über die Plattform eingekauft oder ein Nutzer entscheidet in den ersten 5 Sekunden beim Betrachten eines Instagram-Feeds, ob er dem Profil folgt oder nicht!) gab es in diesem Vortrag auch wirklich handfeste Praxistipps und konkrete Tool-Empfehlungen. Als Unternehmen sollte man sich auf Instagram etwa viel mehr um die sogenannte WARUM-Kommunikation, als um die WAS-Kommunikation bemühen. Weniger Produktinformationen sind gefragt, als echte Gründe, warum man sich für die betreffende Marke als solche überhaupt interessieren sollte. Instagram sei schließlich die ideale Plattform, um seine Geschichte zu erzählen und dabei auf visuelle Art und Weise seine Werte und Philosophie zu vermitteln. Unternehmen, die das verstehen, werden auch erfolgreich sein und ihre Produkte an den Mann (oder die Frau) bringen können. Mit diesem Vortrag endete sogleich auch meine Zeit auf der diesjährigen Social Media Week in Hamburg. Mit viel nützlichem Input und tollen Ideen ging es dann in einem mal pünktlichen Schienentaxi wieder gen Heimat.